Gegen „Migranten-Tsunami“ und jüdische “Strippenzieher”: Ein Vortrag von Südmark und FPÖ in Leibnitz

Wenn es um Rassismus und Antisemitismus geht, gibt es für die FPÖ offenbar kein Halten mehr: Am 25.10.2017 luden freiheitliche Politiker aus Leibnitz und Wagna eine Vortragende ein, die vor dem „Vermischen der Rassen“ warnt, antimuslimische Hetztiraden hält und Verschwörungstheorien der Neonazi-Szene präsentiert. Unter dem Titel „Eurabia – eine Kolonie des Islam – die Flüchtlingskrise in Europa“ fand in Leibnitz ein Vortrag von Inge Thürkauf statt. Einen ganzen Abend referierte sie im Gasthaus Römerhof, welches bereits im September 2016 als Stammtischlokal der neofaschistischen „Identitären Bewegung“ genutzt wurde, über einen angeblichen gigantischen Plan, den europäische Eliten – mit Unterstützung der „Hochfinanz“ – seit über 100 Jahren zur Vernichtung Europas durch Migration verfolgen würden.

Inhalt:


Südmark: Hofierte Deutschnationale

Organisiert wurde der Vortrag vom „Alpenländischen Kulturverband Leibnitz“ (AKVSL), der seit Dezember 2009 als Verein unter eigener Rechtsform agiert, gleichzeitig jedoch eine Ortsgruppe des „Alpenländischen Kulturverbands Südmark“ (AKVS) darstellt.

Der AKVS versteht sich als Sprachrohr der deutschsprachigen Minderheiten in Ost-und Mitteleuropa und vertritt ein deutschnationales Weltbild mit Positionen, die sich zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus bewegen. So schürt „Lot und Waage“, die Zeitung der Südmark, ebenfalls Ängste vor „fortpflanzungsfreudigen Kulturfremden“1 und präsentiert die Einheimischen in naher Zukunft als bedrohte Minderheit. Exponierte Rechtsextremisten wie Richard Melisch und Walter Marinovic wurden zu Vorträgen eingeladen. 2012 empfahl „Lot und Waage“ ein Buch des antisemitischen Esoterikers  Jan van Helsing, dessen Schriften in Deutschland teilweise wegen Volksverhetzung verboten wurden2.

Der AKVS arbeitet eng mit der vom DÖW zur Gänze als rechtsextrem eingestuften „Österreichischen Landsmannschaft“ zusammen, deren Ehrenmitglied AKVS-Obmann Reinhold Reimann ist, und bewirbt regelmäßig deren Publikationen.

Doch trotz dieser organisatorischen und ideologischen Nähe zum Rechtsextremismus wird der AKVS von den politischen Parteien hofiert: Von der Stadt Graz erhielt die Südmark jahrelang Subventionen, und an ihren Kulturverbandstagen nehmen als Ehrengäste VertreterInnen des Grazer Bürgermeisters, des Landeshauptmanns, sowie von SPÖ, ÖVP und FPÖ teil oder schicken zumindest ihre Grußworte. Ausgerechnet beim Kulturverbandstag 2017 wurde übrigens die Ortsgruppe Leibnitz als „rührig“ mit ihren „vielfältigen Veranstaltungen“ gelobt3 – eine „Vielfältigkeit“, die offenbar Propagandalügen der Neonazi-Szene miteinschließt.


Die Ortsgruppe Leibnitz und die FPÖ

Leibnitz-Ausgabe der FPÖ-Postille “Wir Steirer”, Ausgabe Oktober 2017

Dass der Vortrag „Eurabia“ neben der Facebook-Präsenz des AKVL auch von der freiheitlichen Bezirkspartei Leibnitz als einzige parteiexterne Veranstaltungsempfehlung in der lokalen Ausgabe der Postille „Wir Steirer“ 4 beworben wurde, ist keinesfalls alleine der ideologischen Nähe geschuldet. Vielmehr bestehen enge persönliche Verbindungen zwischen den beiden Organisationen: So fungiert der Leibnitzer FPÖ-Stadtrat Daniel Kos als Obmann des AKVL und stellt seine Adresse als Vereinssitz zur Verfügung. Eine ähnliche Doppelfunktion erfüllt Franz Poschgan – als Gemeinderat der FPÖ Wagna und als Kassier des AKVSL. Auch Gabriele Stopper, die Obmann-Stellvertreterin der Leibnitzer Ortsgruppe, engagiert sich in der FPÖ-Ortsgruppe Wagna.


Thürkaufs Paranoia: Rassistisch und antisemitisch

Inge Thürkauf (März 2014 in Stuttgart)

 

Inge Thürkauf (*1939, geborene Hugenschmidt) erlangte als Autorin und Referentin vor allem aufgrund ihrer christlich-fundamentalistischen Agitation und ihrer Verschwörungstheorien einschlägige Bekanntheit. Sie tritt bei Aktionen der militanten AbtreibungsgegnerInnen sowie bei rechtsaußen Veranstaltungen auf und agitiert gegen den Islam, Gender Mainstreaming, Migration und die „Feinde des Christentums“.

Im Zentrum ihrer Texte steht eine klassisch rechtsextreme Verschwörungstheorie, demnach es einen globalen, von den herrschenden Eliten ausgeheckten Plan gebe, eine „neue Weltordnung“ zu errichten, die zugleich den „Untergang“ des Christentums und Europas bedeute : „Landesgrenzen sollen eingeebnet, die Rassen vermischt, nationale Werte und Gebräuche, sowie traditionelle Religionen abgeschafft werden.“5 – Sexuelle, geschlechtliche, religiöse und kulturelle Diversität bzw. gesellschaftliche Pluralisierung und Liberalisierung sind demnach Teil dieses finsteren Unterfangens zur Zersetzung von Familie, Volk, Nation und Christentum. Thürkauf greift dabei ungeniert auf Fälschungen der rechtextremen Szene, Antisemitismus und rassentheoretische Diktion zurück.

Dieses verschwörungstheoretische Narrativ vermischt mit offener Hetze gegen Geflüchtete und MuslimInnen findet sich auch im Referat „Eurabia“ wieder. Dessen Inhalt war den OrganisatorInnen der Leibnitzer Veranstaltung bereits im Vorhinein bestens bekannt: Immerhin besuchte AKVSL-Obmann Daniel Kos im Frühjahr 2017 den „Eurabia“-Vortrag von Thürkauf. Zudem existieren eine schriftliche Ausfertigung sowie Audio-Mitschnitte ihrer Ausführungen frei zugänglich im Internet, konkret vom „Eurabia“-Vortrag, den Thürkauf im April 2017 im burgenländischen Pinkafeld abgehalten hatte, damals auf Einladung von Beatrix und Joseph Kruxler bzw. deren „Vereinigung zu Neuevangelisierung Europas“. Im vollen Wissen um Thürkaufs Aussagen lud FPÖ-Politiker Kos die Referentin nicht nur ein, sondern betätigte sich bei der Veranstaltung auch als Moderator.

FPÖ-Stadtrat und AKVSL-Obmann Daniel Kos (r.) und FPÖ-Aktivist Erwin Gärtner (l.) auf dem Weg zu Thürkaufs „Eurabia“- Vortrag im März 2017


Leibnitz: Allein gegen die Kriegserklärung der Elite, den Islam und die „Hochfinanz“

Die zentrale These des Vortrags „Eurabia“ ist, dass transnationale Migration, insbesondere die Fluchtbewegungen nach Europa, auf ein Zusammenspiel muslimischer und jüdischer Interessen sowie der europäischen Eliten an der Destabilisierung des christlich imaginierten Europas zurückzuführen sei. In der „massenhaften Flutung Europas mit Menschen einer uns fremden Welt und einer uns befremdenden Religion“ sei ein „planvolles Vorgehen“ zu erkennen. Die „sogenannte Flüchtlingskrise“ folge „aus der Kriegserklärung der globalistischen Elite an die europäischen Nationalstaaten.” Es sei damit eingetroffen, „auf das hin die Globalisierer über Hundert Jahre gearbeitet haben.“ Europa habe sich bereits dem Islam unterworfen und werde daher „zu dem, zu dem ihn die Feinde des Christentums bestimmt haben, er wird zu Eurabia.“ „Es geht um die völlige Auslöschung des Christentums , des christlichen Europas, der christlichen Kultur und die Bedrohung kommt von zwei Seiten, von West und Ost: von der Neuen Weltordnung a la USA und vom Islam.“6

Thürkauf kombiniert in ihrem „Eurabia“-Vortrag verschiedene Verschwörungstheorien der rechtsextremen und explizit der neonazistischen Szene mit rassistischen Auslassungen und einem fanatisiertem Christentum.

Wie tief sie dabei in die braune Mottenkiste greift, zeigen ihre Verweise auf diverse, seit Jahrzehnten in der rechtsextremen Publizistik kursierende Gerüchte wie den „Coudenhove-Kalergi-Plan”, dem der Holocausleugner Gerd Honsik sogar ein ganzes Buch gewidmet hatte7. Die auf puren Verfälschungen und Antisemitismus beruhende Behauptung, Richard Coudenhove-Kalergi habe mit seiner Paneuropa-Union „dank seiner Kontakte zur Hochfinanz“, die „kulturelle Eliminierung der Völker Europas durch die Förderung massenhafter nicht –weißer Zuwanderer“ betrieben (Zitate Thürkauf), ist mittlerweile auf die Neonazi-Szene beschränkt und wird sogar von Rechtsextremen als haltlos zurückgewiesen.

Doch Thürkauf saugt alles auf, was ihre Paranoia stützt: Sie verwendet gefälschte Zitate, als deren Quelle sich der Antisemit Melisch erweist, verdreht skrupellos den Inhalt von Publikationen der UNO und der Aussagen von EU-PolitikerInnen und schreckt nicht einmal davor zurück, George Soros in bester antisemitischer Tradition – und völlig aus der Luft gegriffen – als „Mittelpunkt eines globalen Netzwerks , das sich der Förderung der Flüchtlingsströme widmet“ zu bezeichnen und als Teil „der internationalen Elite, die im Zuge einer neuen Weltordnung die totale Zerstörung der bisherigen Nationalstaaten, Völker und Gesellschaftsformen anstreben und dazu die völlige Durchmischung der Bevölkerung herbeiführen wollen.“

Auch für offenen Antisemitismus ist sie sich nicht zu schade, wenn sie Juden und Jüdinnen als „Strippenzieher im Hintergrund dieses Völkertauschs“ bezeichnet.

In der schriftlichen Ausfertigung des Vortrags in Pinkafeld, die im Internet als pdf bestellt werden kann, griff sie in Form eines persönlich adressierten Kommentars an den Gastgeber Krutzler sogar auf rassentheoretisches Vokabular zurück:

„Das jüdische Volk hat sich immer zurückgehalten vor der Vermischung mit Nichtjuden, aber nun wird alles getan, um Europa mit kulturfremden und fremdrassigen Einwanderern zu überschwemmen und damit die Identität der europäischen Völker auszulöschen. Rassenheit für das Judentum, Rassenmischung für alle anderen. (Das ist nur für Sie Herr Krutzler.)“8

Den Rest des Vortrags dominieren Hetzpassagen gegen Geflüchtete und MuslimInnen, wie z.B.: „Wir können uns fragen, wie es nach dem erfolgreichen Sieg gegen die Türken bei der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 und der Schlacht am Kahlenberg, am 12. September 1683, zu einer solchen Situation wie dem Migranten-Tsunami im Jahre 2015 kommen konnte.“ – Oder wenn Thürkauf von der „Variante des Krieges“ spricht, „die darin besteht, den Bewohnern das Land zu rauben, indem man sich als Opfer erklärt, politisches Asyl beantragt, mit schwangeren Frauen und Schlauchbooten auf den Weg macht und die Forderungen immer höher schraubt […]“9

In Leibnitz hielt sie beinahe wortwörtlich dasselbe Referat, mit einigen Einschränkungen, die ihr wohlmeinende FreundInnen offenbar zugeflüstert hatten: So verzichtete Thürkauf auf ihre Behauptung über „Vernichtungspläne gegen das deutsche Volk“, mit der sie noch in Pinkafeld aufgetreten war10 und die direkt der neonazistischen Propaganda entstammen.

Dafür ergänzte sie das im Internet veröffentlichte Skript um ein paar weitere Hetzpassagen gegen MuslimInnen, wie: „Das Denken, Glauben und Handeln der Muslime ist Welten vom sowohl christlichen als auch humanistischen Denken, Glauben und Handeln entfernt.“ Aggression werde in der islamischen Welt erwartet im Gegensatz zur christlichen, und „Es gibt keine Notwendigkeit für einen Muslim, einem Ungläubigen gegenüber wahrhaftig zu sein, im Gegenteil, er macht sich schuldig“, denn schon der islamische Gott sei ein „Listenschmieder“. „Die Männer kommen mit vier Frauen an, wobei sich drei davon als Alleinerziehende anmelden und Sozialbezüge erhalten“. Schließlich sei das Ziel des Islam: „Die Muslime sind in den Westen gekommen, weil wir den Glauben verloren haben. Und sie sind gekommen, dem Westen den Glauben zu nehmen.“11

Angesichts einer solchen „apokalyptischen“ Bedrohung durch die „Feinde des Christentums“ endete der Vortrag in Leibnitz mit einem gemeinsamen Gebet an den Erzengel Michael , den „Satan und die die anderen bösen Geister, die zum Verderben der Welt umherziehen, in den Abgrund der Hölle“ zu stürzen.


Die Blau- und Braunschattierungen des Publikums

Es mag eine Binsenweisheit sein, aber wenn eine Organisation, die zumindest im Vorfeld des Rechtsextremismus angesiedelt ist, einen rechtsextremen Vortrag organisiert, so spricht dies vor allem ein rechtsextremes Publikum an. Auffallend ist allerdings die rege Beteiligung lokaler FPÖ-PolitikerInnen.

Markiert v.l.n.r.: Markus Tischler, Sepp Adam, Gabriele Stopper, Kurt Stopper, Ruth Siegl, Daniel Kos, Inge Thürkauf, Maria Feller, Günter Walter Maier, Erwin Gärtner, Markus Gröller.

Markus Tischler nahm als „Bezirksobmann“ der „Kameradschaft IV Südoststeiermark“ an der Veranstaltung teil12. 2016 bewegte sich Tischler im Umfeld der neofaschistischen „Identitären Bewegung“ (Bezirksgruppe Leibnitz). Aktuell ist er in der FPÖ-Ortsgruppe Wagna aktiv, u.a. als Wahlkampfhelfer und Beisitzer im Sprengel 3 der Nationalratswahl 2017.

Joseph „Sepp“ Adam ist Obmann-Stellvertreter der FPÖ-Bezirkspartei Leibnitz und als FPÖ-Gemeinderat in Leibnitz aktiv.

Gabriele Stopper ist Obmann-Stellvertreterin des AKVSL und ebenfalls in der FPÖ, Ortsgruppe Wagna, aktiv. Bei der Nationalratswahl 2017 betätigte sie sich als Beisitzerin im Sprengel 7.

Kurt Stopper ist FPÖ-Gemeinderat in Leibnitz, wobei er als ordentliches Mitglied im Fachausschuß für „Familie, Soziales und Gesundheit“ gelistet ist.

Ruth Siegl ist freiheitliche Gemeinderätin in Deutschlandsberg, wo sie ebenfalls im Fachausschuß für „Familie, Soziales und Gesundheit“ tätig ist. Zudem ist sie als Obfrau der nach eigenen Angaben „überparteilichen heimatverbundenen Initiative DL-Aktiv“, die jedoch mehrfache Bezüge zum Nationalkonservatismus bis Rechtsextremismus aufweist.

Daniel Kos, der bereits erwähnte Moderator des „Eurabia“-Vortrags am 25.10.2017, ist Obmann des AKVSL und FPÖ-Stadtrat in Leibnitz.

Maria Fellner erlangte als Landespartei-Vorsitzende und Spitzenkandidatin der „Chrstlichen Partei (CP)“ Steiermark regionale Bekanntheit. Sie gilt als Kontaktperson zu Inge Thürkauf, mit der sie ihre Aktivitäten im Umfeld organisierter christlich-fundamentalistischer AbtreibungsgenerInnen teilt. Auf sozialen Medien sympathisiert Fellner zudem offen mit den „Identitären“.

Günter Walter Maier kandidierte 2015 auf Listenplatz 8 der FPÖ für den Murecker Gemeinderat. Er zeigt reges Interesse an den Veranstaltungen des AKVSL und nahm 2016 als Vorstandsmitglied des Mutterverbands „Alpendländischer Kulturverband Südmark“ an der Hauptversammlung des „Kärntner Abwehrkämpferbundes“ in Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku teil. Welch blanker völkischer Rassismus Maiers Deutschtümelei zugrunde liegt, zeigte er u.a. durch die öffentliche Verbreitung des Liedes „Suche nach Deutschland“ des Neonazis und Holocaustleugners Frank Rennicke auf Facebook13. Dort heißt es in der dritten Strophe etwa:

„Wenn nicht bald etwas geschieht,
ist es schon bald für immer zu spät!
Die deutschen Männer sind kaffeebraun,
asiatisch-negroid die deutschen Frau’n!
Dann ist’s geschafft, tja, dann sind wir froh –
die letzten weißen Deutschen, die wohnen im Zoo!
Das EG-Europa, es macht uns so frei –
willkommen im Euro-Völkerbrei!“

Erwin Gärtner ist in der FPÖ-Leibnitz aktiv und wohnte, wie erwähnt, gemeinsam mit Kos, bereits zum zweiten Mal dem „Eurabia“-Vortrag von Inge Thürkauf bei.

Markus Gröller, FPÖ Wagna, markierte u.a. neben einschlägigen Seiten der „Identitären“ auch die Neonazi-Gruppe „Unwiderstehlich Steiermark“ mit „Gefällt mir“. Gemeinsam mit dem oben erwähnten AKVSL-Kassier Franz Poschgan bildet Gröller die komplette FPÖ-Fraktion im Gemeinderat Wagna.

Zumindest auf Facebook haben noch weitere Personen ihr Interesse an der AKVSL-Veranstaltung mit Inge Thürkauf bekundet, wobei die braune Dichte hier besonders auffällig hoch ist:

Screenshot der Facebook-Veranstaltung des “Eurabia”-Vortrags des AKVSL am 25.10.2017.


Franz Radl ist Holocaustleugner und seit Ende der 80er Jahre promininenter und führender Akteur des organisierten Neonazismus in Österreich und der Steiermark, was zu wiederholten Haftstrafen wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung führte.

Ewald Friesacher ist selbsternannter „Heimatforscher“ und Verleger sowie Herausgeber des „Alldeutscher Jahrgothweiser / Rätsel der Heimat – Im Jahreskreis“. Neben Horoskopen, Bauernsprüchen und neuheidnischen, “volkskundlichen” Aufsätzen fanden sich darin offen antisemitische und antichristliche Hetze, die “Erkenntnisse” der NS-Rassenkunde, die Leugnung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen, insbesondere des Holocaust, und – als Eintragung im Kalendarium zum 20. April – schlicht der Name “Adolf”. Seit 1999 rückten zunehmend abstruse Verschwörungstheorien, „Runenkunde“ und Germanentümelei in den Fokus des Kalenders.14 Friesacher wurde bereits nach dem NS-Verbotsgesetz verurteilt.

ÖLM-Schulvereinstag 2017 in Wien. Links im Bild markiert: Uroš Palhartinger.

Uroš Palhartinger interessierte sich ebenfalls für die Veranstaltung. Er stammt aus der slowenischen Stadt Celje, bewegt sich im Umfeld deutschnationaler Volksgruppenvereine und war Teil einer Delegation beim Schulvereinstag 201715 der rechtsextremen „Österreichischen Landsmannschaft“. In seiner Selbstdarstellung auf sozialen Medien sympathisiert er offen mit diversen Wehrmachts-Seiten und -Magazinen, neonazistischen Parteien wie der NPD und besonders mit dem Neonazi-Barden Frank Rennicke. Palhartinger nimmt nach eigenen Angaben regelmäßig an Veranstaltungen der AKVSL teil, seine Fotografien finden Verwendung in der öffentlicher Facebook-Präsenz der Organisation.


Publikum und Inhalt der Veranstaltung am 25.10. 2017 in Leibnitz lassen jedenfalls erkennen, was das Ergebnis ist, wenn FPÖ und ein rechtskonservatives Lager, das alle moralischen Skrupel abgelegt hat, beim Thema Migration koalieren: eine rassistische Hetzveranstaltung, die sich ihre Argumentationen aus der Neonazi-Szene holt und dem Antisemitismus Tür und Tor öffnet.

 


Quellen:

1 Lot und Waage 2/2017, S. 49.

2 Vgl. Lot und Waage 3/2012.

3 Lot und Waage“ 2/2017, S. 7.

4 Vgl. „Wir Steierer“ (Leibnitz), Oktober 2017, S.8.

5 Thürkauf (2016): Universelle Zukunftsprogramme der Neuen Weltordnung. Online abrufbar auf http://www.cpoe.or.at/Inhalt/de/2016-10-06-1475747291/Meinungen.

6Eurabia, eine Kolonie des Islam – Betrachtungen zu einem neuen Kontinent. Vortrag in Pinkafeld am 1. April 2017 von Inge M. Thürkauf.” Skript online hier abrufbar.

8 Skript des Vortrags: „Eurabia, eine Kolonie des Islam – Betrachtungen zu einem neuen Kontinent. Vortrag in Pinkafeld am 1. April 2017 von Inge M. Thürkauf“ .

9 Alle Zitate aus dem Skript des Vortrags: „Eurabia, eine Kolonie des Islam – Betrachtungen zu einem neuen Kontinent. Vortrag in Pinkafeld am 1. April 2017 von Inge M. Thürkauf“. Online hier abrufbar.

10 Vgl. Audioaufzeichnung der Veranstaltung am 1.4.2017 in Pinkafeld.

11 Alle Zitate entnommen der Audioaufzeichnung der Veranstaltung am 25.10.2017 in Leibnitz.

12 Die K IV ist laut DÖW eine rechtsextreme Veteranenorganisationen. die darauf abzielt die Waffen-SS als unbedenklich hinzustellen.

13 Vgl. Facebook-Posting von Günter Walter Maier (facebook.com/gunterwalter.maier) vom 20.2.2017 um 12.56 Uhr.

15 Vgl. der Eckart http://www.dereckart.at/.

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