Sascha Ranftl: Ein (nun ex-)ÖWD-Mann unter Neonazis

Der Security-Mann Thomas Kalcher-Cibulka, der durch seine Arbeit im BVT-Untersuchungsausschuss im Parlament herumspazierte, ist nicht der einzige Neonazi aus dem Umfeld Gottfried Küssels, der für ein Sicherheitsunternehmen arbeitet. Auch der steirische Aktivist Sascha Ranftl war bis kurz nach dem erscheinen dieses Artikels in dieser Branche tätig: für den ÖWD in leitender Position in der Sicherheitsberatung.*

Vom RFJ zu den Neonazis – Küssels steirische Freunde

Ranftl gehört der rechtsextremen Gruppe um den Fürstenfelder Langzeit-Neonazi Franz Radl, um Richard Pfingstl, Christoph Schober und Daniel Polzhofer [1] an, die als die steirischen Kameraden von Gottfried Küssel bezeichnet werden können.
Sascha Ranftl begann seine politische Tätigkeit wie Richard Pfingstl ebenfalls im „Ring Freiheitlicher Jugend“, für den er bis 2011 aktiv war: 2009 als Finanzreferent des Landesvorstands Steiermark, danach als Mitglied des Bundesvorstands. In dieser Zeit vertiefte er seine Kontakte zur neonazistischen Clique um Pfingstl und Polzhofer.
Als die steirischen Küssel-Kameraden 2012 wegen gewalttätiger Übergriffe und Verstößen gegen das Verbotsgesetz ins Visier der Justiz gerieten, schaffte es Ranftl weitgehend unbehelligt von öffentlicher oder antifaschistischer Aufmerksamkeit zu bleiben. 2015 wurde er zusammen mit Pfingstl und Polzhofer bei Demonstrationen der neonazistischen „Partei des Volkes“ (PDV) gesichtet, 2016 in Graz bei einer PEGIDA-Demonstration innerhalb einer Gruppe um Karin Küssel. Auch vor Ort war damals übrigens Georg B. alias „Quelle Sandro“, der Mitarbeiter des HAA (Heeresabwehramtes), der wenig später gemeinsam mit Ranftl und Polzhofer an einem Stammtisch der PDV sitzen sollte.[2]
Es war jener Stammtisch in Graz, bei dem die Aktion mit Schweinsköpfen und Schweineblut gegen eine Grazer Moschee besprochen und kurz darauf auch verübt wurde. Dies brachte der PDV aufgrund der Beteiligung ihres Obmanns, Thomas Kirschner, zusammen mit „Sandro“ mehrere Schlagzeilen ein. Für Polzhofer und Ranftl hatte dieser Stammtisch unangemeldeten Besuch zur Folge:
Im Zuge der Ermittlungen aufgrund der Aktion gegen die Moschee wurden sowohl Ranftl als auch Polzhofer an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen vom Verfassungsschutz kontaktiert und anfangs als Verdächtigte befragt. Denn beide waren laut einem Bericht von Polzhofer vorab in den Plan eingeweiht.[3]


„…damit Nationalisten sich sportlich messen können, ohne Angst vor politischer Verfolgung haben [zu] müssen“[4]

Just um den “Führergeburtstag” am 20.April 2018 fand in der sächsischen Kleinstadt Ostritz, unweit der polnischen Grenze, auf dem Grundstück des Kommunalpolitikers Hans-Peter Fischer das neonazistische „Schild & Schwert“-Festival statt – organisiert vom Thüringer NPD-Landesvorsitzenden Thorsten Heise und unter den wachsamen Augen des „Sicherheitsdienstes Arische Bruderschaft“.

Kalcher-Cibulka, Richard Pfingstl und Ranftl nahmen an der Veranstaltung als Teil der österreichischen Delegation daran teil. Die Gruppe marschierte dabei uniformiert auf, gekleidet in einheitliche T-Shirts mit dem Schriftzug „Wir sind alle alpen-donau.info“, dem Slogan der Solidaritätskampagne für Gottfried Küssel, die maßgeblich von der von Pflingstl betriebenen gleichnamigen Nachfolgeseite von alpen-donau.info koordiniert wurde. Pfingstl und Ranftl bildeten dabei gemeinsam mit „Eni“[5] und einem weiteren Kameraden, der noch 2017 gemeinsam mit Polzhofer an einer Veranstaltung der FPÖ Graz partizipiert hatte, die steirische Abordnung.

Ranftl (rechts hinten) und Pfingstl (vorne) beim „Schild und Schwert-Festival“ in Ostritz im April 2018. Hinten Mitte ist „Eni“ zu sehen sowie links jener Grazer Neonazi, der 2017 bei einer FPÖ-Veranstaltung in Graz teilnahm. (Bildquelle: Presseservice Rathenow; eigene Bearbeitung)

Teil dieses „SS-Fesitvals“, wie das „Schild&Schwert“ in Szenekreisen genannt wird, war der „Kampf der Nibelungen“ (KdN) – ein vormals klandestin organisiertes Kampfsport-Event der militanten Neonazi-Szene. Die Veranstaltung traf offenbar ganz den Geschmack der österreichischen Reisegruppe, denn auch im Oktober 2018 traten Pfingstl, Ranftl und Co erneut den Weg nach Ostritz an, zur Neuauflage des KdN – diesmal jedoch mit Verstärkung durch Christoph Schober. Das wiederholte einheitliche Auftreten der heimischen Kameraden im alpen-donau.info -Outfit und die mitgebrachten Sporttaschen lassen dabei nicht nur eine Reorganisation bekannter Netzwerke, sondern auch eine aktive Beteiligung von zumindesten Teilen der steirischen Fraktion am neonazistischen Kräftemessen vermuten.

Ostritz, „Kampf der Nibelungen“,Oktober 2018: Ranftl (2.v.r) zusammen mit Pfingstl (am wortwörtlich rechten Rand), „Eni“ (3.v.r), Christoph Schober (3.v.l), Unbekannt (2.v.l) und einemem weiteren Grazer Neonazi, wieder im alpen-donau.info-Outfit (1.v.l.). (Bildquelle: pixelarchiv.org; eigene Bearbeitung)

Bereits 2016 schrieb das „reconquista“-Magazin über den KdN, dass aufgrund des „evidenter“ werdenten „versagen[s] der staatlichen Ordnung“ politisch motivierter Kampfsport ein „wichtiges Signal“ für die Volkgemeinschaft sei: „Denn wenn Hab und Gut oder gar Leib und Leben bedroht werden und ein wilder Mob die Straße beherrscht, dann könnte es sinnvoll sein, wenn sich der Einzelne auf seine eigene Stärke verlassen kann“.[6]

Ihr Ansprechpartner für Sicherheitsberatung beim steirischen ÖWD….

Und wenn der Untergang des Abendlandes doch noch auf sich warten lässt, so lassen sich Bedrohungsdiskurse und der Wahn um Wehrhaftigkeit zumindest ökonomisch verwerten: Etwa im privaten Sicherheitssektor, der neben einer Professionalisierung auch einen Begegnungs- Austausch- und Wirkungsort für Rechtsextreme bildet.

Mit etwas Glück wird der Neonazi von Heute dann gleich von G4S als Portier im BVT-Untersuchungsausschuss eingesetzt, wie uns der Fall Kalcher-Cibulka kürzlich zeigte. Oder er landet bei der Konkurrenz in leitender Position: Zeitgleich mit seinen Betätigungen in der militanten Neonazi-Szene schien Ranftl als Ansprechspartner für „Sicherheitsberatung und Vertrieb“, direkt neben dem Landesdirektor des ÖWD Steiermark, auf dessen Website auf.


* Update [02.02.2019]: Kurz nach der Veröffentlichung dieses Beitrags, verschwand Ranftl von der Website des ÖWD. Bereits im Juni 2018 betonte ÖWD-Direktor Alexander Kiss in einem Interview, dass das Unternehmen “komplett humorlos” ist, “was rechtsextremes Gedankengut betrifft“ [8]. Wir gehen davon aus, dass nach unserem Beitrag den Worten nun auch Taten folgten….


Quellen und Verweise:

[1] Pfingstl, ehemaliger RFJ-Funktionär und Ex-Burschenschafter, wurde gemeinsam mit Christoph Schober bereits 2012 wegen NS-Wiederbetätigung und eines brutalen Überfalls auf eine Geburtstagsgesellschaft in einem Grazer Lokal zu einer unbedingten Haftstrafe verurteilt. Zumindest Pfingstl muss sich gerade erneut vor Gericht verantworten: und zwar für seine Tätigkeit als – mutmaßlicher – Administrator von Küssels Webseite alpen-donau.info, die nationalsozialistische Propaganda, antisemitische Hetze und Mordaufrufe gegen politische GegnerInnen verbreitet hatte. Auch Schober war in dem dazugehörigen Forum unter dem Nickname „Volkssturm“ aktiv. (Zu den Prozessen siehe die Berichte der Gruppe Mayday Graz, u.a. hier und hier.) Polzhofer kommt aus dem selben Umfeld und nahm zusammen mit Pfingstl an den Demonstrationen der rechtsextremen Szene der letzten Jahre teil, wobei er regelmäßigen Kontakt zu Küssel bzw. dessen Frau Karin Küssel unterhielt. Aktuell wird er dem zumindest engsten Umfeld der neonazistischen Gruppe „Unwiderstehlich“ zugerechnet.
[2] Interview mit Daniel Polzhofer vom 6.7.2017 auf der FB-Seite von „unwiderstehlich“ Steiermark
[3] Interview mit Daniel Polzhofer vom 6.7.2017 auf der FB-Seite von „unwiderstehlich“ Steiermark
[4] Tremonia-Blog über den KdN 2015 [13.01.2019]
[5] Abgeleitet von seinem Facebook-Profil mit dem Usernamen “Eni Stock”
[6] Reconquista Nr. 1/2016. Das nach Eigendarstellung “rechts-alternative Magazin” aus Nordrein-Westfahlen ist eines der zahlreichen Medienunterfangen des in der Neonazi-Szene aktiven Dennis Krüger: Er zeichnet(e) sich verantwortlich für mehrere Germanisch-Mythologische, Rassentheoretische sowie NS-Apologetische Projekte wie das “Trojaburg-Magazin” (2005-2014), den “Forsite-Verlag”, den “Parzival-Versand” und die Firma “Druckfahne Medien”. Zu den Referenzen letzerer zählen u.a. der für seine geschichtsrevisionistischen Schriften bekannte Druffel & Vowinckel-Verlag, das neonazistische “Ein Fähnlichen Magazin” um Henrik Ostendorf oder das “Kneipentour”-Album der Hooligan-Rechtsrockband “Kategorie C” von dessen Bruder Hannes Ostendorf (vgl. druckfahne-medien.de; forsite-verlag.de; parzifal-ev.de; parzifal.info; reconquista.jetzt [jeweils 15.12.2018] sowie Brekemann, Alexander & Kutzstein, Laura 2017: Auf den Spuren von Führer, Volk und Vaterland. Die NS-verherrlichende „exklusive Ein Fähnlein-Erlebnisfahrt für Kameraden” [13.01.2019]).
[7] Vgl. Antifaschistisches Infoblatt 121 (4/2018): “Sicherheit” als Diskurs- und Aktionsfeld von RassistInnen und Neonazis [13.01.2019].
[8] NEWS vom 14. Juni 2018  [02.02.2019].

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