Ein Aktivist, der Gewaltbereitschaft, wie sie die PDV verbreitet, bereits in eine mörderische Tat umgesetzt hat, ist der in Wien-Donaustadt lebende Rechtsterrorist Gabor J. Söregi. Er gehörte zu den führenden Aktivist_innen und zum engsten Kreis der PDV, zudem ist er Domainbesitzer und war Administrator von http://www.parteidesvolkes.at/, der bis Mitte Februar 2016 offiziellen Homepage der PDV. Söregi nahm 2015 an allen Demonstrationen und “Runden Tischen” der PDV Teil. Ebenso war Söregi Teilnehmer der identitären Demonstrationen am 15. November 2015 in Spielfeld sowie am 17. Januar 2016 in Graz.
Rechtsterrorist…
Am 30. August 2007 attackierte Söregi, der damals als Laborarzt arbeitete, drei Buben im Alter zwischen 12-14 vor seinem Haus mit einem Pfefferspray. Danach lud er seine Waffe, die er bereits 1996 am Wiener Mexikoplatz illegal erworben hatte, und schoss einem Jugendlichen, der ihn wegen des Pfeffersprays zur Rede stellen wollte, in den Bauch: Der 17-Jährige überlebte, blieb aber querschnittgelähmt. Das Opfer sagte damals aus, Söregi habe mit der Pistole in Hand sinngemäß gesagt: „Das gehört euch Ausländern“.[1] Ein ausländerfeindliches oder gar rechtsextremes Tatmotiv konnte oder wollte das Gericht dennoch nicht erkennen. Söregi wurde zu 12 Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt.
Kurz nach Haftantritt gab Söregi an, auch für den Sprengstoffanschlag auf die Osmanli-Moschee in Wien-Hernals vom 15. November 2005 verantwortlich zu sein. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung eines alten Holzhäuschens, das in seinem Besitz war, wurden große Mengen des Sprengstoffs HMDT sichergestellt. Im anschließenden Prozess im Jahr 2008 sagte Söregi aus, dass er zeigen wollte, „dass man fremde Kulturen in einem Maß importiert, das ungesund für die Bevölkerung ist“. Weiter meinte er, der „Europagedanke, so wie er damals propagiert wurde“, sei „eher nicht zum Nutzen der Gesellschaft“ und der Islam stelle „eine Art Bedrohung des sozialen Gefüges dar.“ [2] In seinem ursprünglichen Geständnis hatte er noch weitere Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund zugegeben, doch weder Medien noch Behörden bemühten sich um eine umfassende Aufklärung.
Stattdessen wurde Söregi 2015 vorzeitig entlassen. In den Monaten davor wurde er, wie es hieß, auf seine Haftentlassung „vorbereitet“. In dieser Vorbereitungsphase nutzte Söregi das Internet vom Gefängnis aus für rassistische Propaganda und mobilisierte vor allem für Veranstaltungen und Demonstrationen von Pegida. Sein jugendliches Opfer verleumdete er auf besonders hinterhältige Weise: Er sei in Haft, postete er auf Facebook, weil „bosnische Migranten einen Überfall“ auf ihn verübt hätten [3]. Seiner Entlassung waren Söregis Aktivitäten im Netz nicht hinderlich – und er landete direkt in den Armen der PDV, in einer Partei, die das öffentlich propagiert, was er umgesetzt hatte, nämlich die bewaffnete Selbstjustiz gegen Migrant_innen. Übrigens: Schon am 6.6.2015 beteiligte er sich an der Demonstration der Identitären in Wien (da er am 23.Mai noch in Haft war, stellt sich die Frage, ob er dafür im Sinne der Resozialisierung Freigang erhalten hatte…).
Genausowenig wie sein Rassismus hat sich Söregis Einstellung während der Haft zum bewaffneten Kampf geändert: So sympathisiert Söregi mit verschiedenen Bürgerwehren, beklagt die “Entwaffnung des Volkes” und zeigt sich erfreut über historische Zitate, in denen von einem mit Waffen und Munition ausgerüsteten Volk die Rede ist, das sich notfalls auch gegen die eigene Regierung „verteidigt“.
… und Neonazi.
Söregi lässt aber nicht nur seinem Rassismus weiterhin freien Lauf. Seine ideologischen Positionen müssen inzwischen als neonazistisch bezeichnet werden.
Wie bereits die Gruppe „Stop PDV“ anmerkte, schrieb Gabor Söregi am 1.September 2015 um 21.06 Uhr in einer öffentlichen Konversation mit Thomas Kirschner über TTIP: „Seit dem 1. Weltkrieg werden wir durch die sogenannet (sic!) Hochfinanz in Kriege verwickelt, damit wir ausgebeutet werden. Schluss damit! Europa den Völkern Europas!“ (Bundesparteiobmann Thomas Kirschner gefiel diese Äußerung übrigens.)
Anfang Dezember 2015 verbreitete Söregi via Facebook einen geschichtsrevisionistischen Leserbrief vom 27.3.2013 an das „National Journal“ mit dem Titel “Wer wollte den Krieg 1939?” Schuld trage ausschließlich, so darin der Verfasser Erwin Landl, das “Weltjudentum (Judea)” und das “kriegslustige Polen”. Weiters wird in diesem Text ausgeführt, dass durch den Anschluss an Hitlerdeutschland nur “Gauner und Spekulanten” verschwunden seien und so die “Abzockerei […] zu Ende” gewesen sei. Aber aufgrund der “von allerhöchster Stelle verordnete[r], bestbewährte[r] Auschwitzkeule” würden “alle positiven Eindrücke” in Reportagen über die NS-Zeit gelöscht. “Und wir landen nun wieder, wie schon seit 75 Jahren, in einer total verlogenen, anstößigen alliierten Besatzerzone! Punktum!”
In einer neonazistischen Facebook-Gruppe markierte Söregi ein Posting mit einem „Gefällt mir“, in dem die Waffen-SS als „aufrechte ehrliche Männer“ bezeichnet wurde, „die ihre Heimat verteidigt haben“ und „nach dem Einfall der Zionistischen Armeen wieder aufgebaut haben“. Nun sehe „diese Zionistische Weltherrschaft das die Zeit nun gekommen sei um eine Mischrasse in Europa entstehen zu lassen“, heißt es darin weiter.
Am 11.12.2015 verbreitete Söregi zudem eine Hitlerrede mit der Aufforderung sie anzuhören, “wenn man keine ‘Kontaktängste'” hat.
Update: Gabor Söregi verkündete am 19.2.2016 via Facebook, dass er von nun an “nichts mehr mit der PDV zu tun” hat. Seit dem ist er in anderen rechtsextremen Kontexten anzutreffen.
[1] http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/niederoesterreich/Arzt-schoss-Buben-in-den-Bauch-12-Jahre-Haft/238474
[2] Die Presse, Print-Ausgabe, 15.10.2008. Vgl. auch Kurier vom 28.2.2008; News Nr. 09/08 vom 28.2.2008
[3] vgl. dazu Facebook-Postings von Söregi vom März, April und Mai 2015