Am Samstag dem 26.9. soll in der Guggenberger Sporthalle in Korneuburg die „19. Nights of Glory“ ausgetragen werden. Beworben wird das Kampfsport-Event, das ursprünglich bereits Mitte April dieses Jahres hätte stattfinden sollen, mit dem “WKF1 Damen Europa Pro-AM”-Titelkampf zwischen der deutschen Stefanie Reuter und der in Wien lebenden Annika Stahn – Kampfname: „Piroschka“. Letztere gilt, insbesondere mit Blick auf die Jahre 2017/2018 unter ihren Pseudonymen „Berit Franziska“, „Annika Franziska“ bzw. “Elisabeth Franziska” als eine der prominentesten Aktivistinnen der neofaschistischen „Identitären Bewegung“ (IB) im deutschsprachigen Raum. Seit 2019 kämpft sie im österreichischen Kickbox-Nationalteam der WKF und soll Österreich bei der nächsten WM vertreten.2
Im (Wett)Kampf für Heimat und Nation? “Identitäre” Verstrickungen in der österreichischen Kampfsport-Szene. Teil 1: Annika Stahn
Die Verstrickungen zwischen FPÖ und Identitären in der Steiermark
In Österreich bröckelt der schwarz-blaue Koalitionsfrieden in Bund und Stadt. Der Grund dafür liegt im Verhältnis der FPÖ zu den neofaschistischen „Identitären“ (IB) nachdem bekannt wurde, dass der neuseeländische Rechtsterrorist Brandon T. mit ihrem Leiter Martin Sellner (US! Barden Wien) Kontakt aufgenommen hatte.
Zwar war Vizekanzler Heinz-Christian Strache (pB! Vandalia Wien) um rasche Harmonisierung bemüht. Doch die plötzlichen Distanzierungsgebahren wurden von einer Vielzahl an Medienberichten kontrastiert, welche die mannigfaltigen personellen Verbindungen zwischen Partei und der in Stillstand gekommenen Möchtegern-„Bewegung“ dokumentieren. Im lokalen Äquivalent zur schwarz-blauen Bundesregierung – der Grazer Stadtregierung – stellte sich der Vizebürgermeister Mario Eustacchio (B! Stiria) hingegen erst schützend vor die Gruppe und bestätigt seinen inhalichen Konsens mit den NeofaschistInnen. Vielleicht auch, weil Eustacchio „immer zuerst Burschenschafter und dann erst Politiker sein“ wird, wie er selbst sagte.1 Inzwischen ruderte auch Eustacchio zurück und behauptet, es gäbe „finanziell, strukturell und personell keine Verknüpfungen mit den Identitären.“2 Auch der Vermietung des identitären Zentrums durch den FPÖ Gemeinderat Heinrich Sickl (B! Armina) soll beendet werden um die Koalition und damit die Machtpostion in der Stadtpolitik zu retten.3
Auch wenn die Distanzierungsmanöver rein stategischer Natur und angesichts der bestehenden ideologischen Gemeinsamkeiten kaum glaubwürdig sind, wollen auch wir uns einigen Vertrickungen zwischen parlamentaristischem und außerparlamentaristischem Rechtsextremismus in der Steiermark widmen. Denn diese ziehen sich durch alle Instanzen von IB und FPÖ samt ihrer Vorfeldorganisationen. Dabei ergeben sich auch Indizien, welche die Frage einer möglichen Querfinanzierung der IBÖ durch die FPÖ aufwerfen…
Der Haken mit dem rechten Haken… – Braunzone Kampfsport?!
Am Samstag, dem 2. Februar 2019 findet am Schwarzlsee in Premstätten bei Graz erneut eines der größten Kampfsportevents Österreichs statt. Ein „Megaspektakel“ soll laut den Veranstaltern, den Brüdern Gerhard und Michael Ettl, die neunte Auflage ihrer 2007 initiierten „Cage Fight Series“ werden. Blicken wir jedoch auf das Umfeld beteiligter Athleten, so stechen Nahverhältnisse zur Neonazi-Hooliganszene ins Auge. Mehr noch: Ein zentraler Akteur dieser Braunzone hat seine Anwesenheit in Graz angekündigt. Continue reading
Sascha Ranftl: Ein (nun ex-)ÖWD-Mann unter Neonazis
Der Security-Mann Thomas Kalcher-Cibulka, der durch seine Arbeit im BVT-Untersuchungsausschuss im Parlament herumspazierte, ist nicht der einzige Neonazi aus dem Umfeld Gottfried Küssels, der für ein Sicherheitsunternehmen arbeitet. Auch der steirische Aktivist Sascha Ranftl war bis kurz nach dem erscheinen dieses Artikels in dieser Branche tätig: für den ÖWD in leitender Position in der Sicherheitsberatung.*
Zum Prozess gegen die „Identitären“: „Wehrhafte“ Hetze vor Gericht
Seit 4. Juli 2018 läuft in Graz ein Prozess gegen 17 AktivistInnen der rechtsextremen „Identitären“, denen u.a. Verhetzung, Nötigung, Sachbeschädigung und „kriminelle Vereinigung“ vorgeworfen wird.
In ihrer Verteidigung und gegenüber der Presse stellen sich die Angeklagten als „gewaltfreie“ NGO dar, die bloß „friedlichen Aktionismus“ im Stil von Greenpeace ausübe und nicht abwertend gegenüber den „Fremden“ sondern nur „heimatverbunden“ agiere. Tatsächlich ist die angebliche Gewaltfreiheit der „Identitären“ ein Märchen für die Öffentlichkeit. In der Praxis ist die Rede von der „Pflicht wehrhaft zu sein“, von Schlagstock-Trainings und Kampfsport bei militärisch organisierten, europaweiten Treffen, von der „Zurüstung zum Bürgerkrieg“ und der angeblichen Notwendigkeit sich zu bewaffnen. Continue reading
Gegen „Migranten-Tsunami“ und jüdische “Strippenzieher”: Ein Vortrag von Südmark und FPÖ in Leibnitz
Wenn es um Rassismus und Antisemitismus geht, gibt es für die FPÖ offenbar kein Halten mehr: Am 25.10.2017 luden freiheitliche Politiker aus Leibnitz und Wagna eine Vortragende ein, die vor dem „Vermischen der Rassen“ warnt, antimuslimische Hetztiraden hält und Verschwörungstheorien der Neonazi-Szene präsentiert. Unter dem Titel „Eurabia – eine Kolonie des Islam – die Flüchtlingskrise in Europa“ fand in Leibnitz ein Vortrag von Inge Thürkauf statt. Einen ganzen Abend referierte sie im Gasthaus Römerhof, welches bereits im September 2016 als Stammtischlokal der neofaschistischen „Identitären Bewegung“ genutzt wurde, über einen angeblichen gigantischen Plan, den europäische Eliten – mit Unterstützung der „Hochfinanz“ – seit über 100 Jahren zur Vernichtung Europas durch Migration verfolgen würden.
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Hinter dem neofaschistischen Spektakel: Der Wirtschafts- und Propagandaapparat der IB Österreich
Im Juni 2017 veröffentlichten die “Identitären” einen kurzen Text über ihre sogenannte “patriotische Gegenkultur”. Während zu den Hintergründen der darin erwähnten Zentren in Linz und Graz bereits mehrere antifaschistische Recherchen veröffentlicht wurden, blieben die restlichen Strukturen der NeofaschistInnen bislang in weiten Teilen im Dunklen. Aus diesem Grund wollen wir im Folgenden einen gerafften Einblick in die personelle sowie strukturelle Entwicklung des Wirtschafts- und Propagandaapparats der IB Österreich geben.
„Zurüstung zum Bürgerkrieg“? – Die Militarisierung der ‚Identitären‘
Bei öffentlichen Statements betont die ‘Identitäre Bewegung’ (IB) – vor allem gegenüber Medien – gerne ihr angebliche Gewaltfreiheit. Trotz einer solchen Rhetorik ist jedoch seit einiger Zeit eine Zuspitzung rechtsextremer Gewalt zu beobachten, die auf das verbindliche militante Selbstverständnis der NeofaschistInnen zurückzuführen ist. Bislang wenig beleuchtet wurde dabei bisher, in welchem Ausmaß die ideologische Militarisierung mit einer materiellen Zurüstung einhergeht.
WIR – Eine „Unabhängige Bürgerliste“ im rechtsextremen Sumpf
Im Februar 2017 tritt der neugegründete „Politische Bildungsverein der Unabhängigen (WIR)“, genannt „Bürgerliste WIR“, erstmals zu den Grazer Gemeinderatswahlen an. Die Liste wirbt mit Floskeln wie „Unabhängigkeit“ und „Unbestechlichkeit“ und präsentiert sich als Fraktion engagierter BürgerInnen, die gegen „Postenschacher“ und „Parteifilz“ vorgehen wollen und sich in lokalen ökopolitischen Protesten engagieren. Tatsächlich ist WIR jedoch eng mit der rechtsextremen Szene verstrickt: Ihre KandidatInnen verbreiten antisemitische, rassistische und neonazistische Propaganda oder unterstützen antisemitische Verschwörungstheoretiker. Ausgerechnet eine Liste, die lauthals „Transparenz“ fordert, verschleiert geschickt die ideologischen Hintergründe führender AktivistInnen und FunktionärInnen. Continue reading
Heeresagent an Attacke gegen grüne Partei beteiligt
Anfang Juli 2016 wurde bekannt, dass ein Geheimdienst-Mitarbeiter an der Attacke gegen das „Islamische Kulturzentrum“ in Graz im Mai teilgenommen hatte. Das war jedoch in diesem Jahr nicht die einzige rechtsextreme Aktion mit geheimdienstlicher Unterstützung: Georg B.,[1] der „informelle Mitarbeiter“ des Heeres-Abwehramts hatte sich auch an der Attacke der steirischen „Identitären“ auf die grüne Parteizentrale am 6.4.2016 beteiligt.