Emil Matthias Wunder, ein Hans-Dampf-in-allen-rechtsextremen-Gassen

Emil Matthias WunderEmil Matthias Wunder, selbstständiger Baggerfahrer aus dem Grazer Univiertel, fällt durch seine Aktivitäten bei verschiedenen rechtsextremen Gruppen und Veranstaltungen auf.  Bereits in der Vergangenheit sorgte der gebürtige Kärntner durch seine Weigerung, 5000€ an Parkstrafen zu zahlen (mitsamt der Ankündigung im Fall einer Ersatzfreiheitsstrafe in Hungerstreik treten zu wollen) für minimales mediales Aufsehen. Wir wollen uns nun jedoch seinen Aktivitäten bei der PDV und den “Identitären”, sowie seiner antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Internetpropaganda widmen.

Wunders politischer Aktionismus

wunder und rauscher in leoben

Wunder und Rauscher bei der Standkundgebung zum EU-Austritts-Volksbegehren am 8.8.2015 in Leoben

Im März 2015 nahm Wunder an der Demonstration von PEGIDA Graz teil, bei der ein Redner wegen Verhetzung  und ein Teilnehmer wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt wurden. Im Sommer betreute er, gemeinsam mit Inge Rauscher, Informationsstände zum EU-Austritts-Volksbegehren, wie z.B. am 8. Juni in Leoben. Am Tag darauf nahm er bereits an einer Kundgebung der “Identitären” in Fehring teil. Am 26.1o.2015 beteiligte er sich an der unangemeldeten Demonstration in Spielfeld/Špilje, bei der mehrere Personen aus der extremen Rechten, zum Teil mit Kühnengruß, in Richtung Grenze und Flüchtlingslager marschierten – unter führender Beteiligung des PDV-Generalsekretärs Wolfgang Pestl, welcher auch die Gespräche mit dem Behördenvertreter führte. Das Naheverhältnis zur PDV wurde in den folgenden Monaten intensiviert: So nahm Wunder am 7. November am “1. Runden Tisch” der PDV im Grazer Gösserbräu teil. Erneut war Wunder am 15. November in Spielfeld/Špilje anzutreffen – diesmal allerdings bei der Kundgebung der “Identitären”.  Am  12. Dezember wiederrum  beteiligte er sich an der als “2. runder Tisch” bekannten Parteisitzung der PDV im Gasthaus Kupferdachl in Unterpremstätten/Stmk.

PDV-PK_30.12.2015 - wunder und kirschner

Wunder und Kirschner bei der PDV-Pressekonferenz am 30.12.2015

Bei der Pressekonferenz der PDV am 30.Dezember im Gasthaus Liebminger (Unterpremstätten/Stmk) stellte Bundesparteiobmann Thomas Kirschner den Kameraden Emil Wunder öffentlich als “Pressesprecher der PDV” vor.  Bereits eine Woche danach legte Wunder dieses Amt jedoch nieder und distanzierte sich von der PDV.

Kerbl, Wunder, Lenart

v.l.n.r.: Luca Kerbl (seit 2016 Leiter “Identäre” Steiermark), Emil Wunder und Patrick Lenart (seit 2016 Leiter “Identitäre” Österreich)  am 1.2.2016 in Graz

2016 war Wunder bisher vor allem bei den “Identitären” in der Steiermark aktiv: zum Beispiel am 17.1. bei der Kundgebung in Graz, bei der bewaffnete “identitäre” Kader antirassistische Aktivist_innen angriffen, oder bei der “Lichter für Österreich”-Aktion in Graz, die maßgeblich von den “Identitären” getragen wurde. Ebenfalls beteiligte sich Wunder bei der PEGIDA-Demonstration am 6.2. in Graz und war bei der  “identitären” Demonstration in Judenburg am 13.2. und beim “Identitären”-Stammtisch am 19.2. in Weiz aktiv.  Auch bei der Dachbesetzung der Grünen Parteizentrale durch “Identitäre” Anfang April trat Wunder in Erscheinung, genauso wie bei einer nächtlichen Transparent-Aktion am 23.5. am Grazer Schlossberg. Sein letzter öffentlicher Auftritt fand bei der PEGIDA Graz-Kundgebung am 28.5. in Graz Andritz statt.

Antisemit, Geschichtsrevisionist, Verbreiter von Nazi-Propaganda – aber nicht “im rechten Eck?”

Wie bereits erwähnt, legte Wunder am 6. Januar 2016 seine Funktion als Pressesprecher der PDV nieder und distanzierte sich von der neonazistischen Partei, da er nicht mit der “Rechten” oder gar “mit der Nazi-Ecke in Verbindung” gebracht werden wolle. Dafür ist eine Funktion in der PDV auch nicht zwangsweise notwendig, denn Emil Wunder sorgt schon durch seine inhaltlichen Beiträge im Internet für eine klare Positionierung in der “rechten” und “Nazi-Ecke”:

göring zitat

Göring als strategisches Vorbild von Wunder und Freisinger?

zum Beispiel durch die Verbeitung eines Zitats von Hermann Göring am 9. Mai, in dem der Nationalsozialist die strategische Inszenierung von Bedrohungsmythen vorschlägt, wie sie rechtsextreme bis neonazistische Organisationen, bei denen Wunder aktiv ist bzw. war, in ihrem Kampf gegen “Islamisierung” oder den “großen Austausch” durch als “Invasoren” umgedeutete Geflüchtete und Migrant_innen umsetzen: “Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Pazifismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land.”  So etwas gefällt auch Markus Freisinger, dem ehemaliger Kader von PEGIDA-Österreich, der nun als eine der führenden Personen hinter der “Freien Heimatlichen Bewegung” agiert.

Ebenso teilte Wunder am 29. April 2016 via Facebook einen Link zur  neonazistischen Webseite “deutscher-freiheitskampf.com”, die “ewige Treue auf unseren Führer Adolf Hitler” schwört und über “die deutsche Unschuld am Holocaust” schreibt bzw. die Shoah allgemein in Frage stellt. Sowohl Ziel als auch Zielgruppe der Website werden klar definiert: “Diese Seite ist eine Richtigstellung der deutschen Geschichte – Gegen das kollektive Vergessen! Dies ist ein Deutscher Blog, für das Deutsche Volk, in dem aufgeräumt wird mit den seit über 100 Jahren verbreiteten Lügen über den Krieg, die Deutschen und ihren Führer.”

wunder - deutscher freiheitskampf

Sowas führt zu sowas: Wunder teilt auf Facebook einen Link der Neonazi-Homepage “deutscher Freiheitskampf”


Wunder 28.4.2016 - deutsch lobby, Putigam gefällts

Wunder teilt einen antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Artikel – u.a. zum Gefallen von Josef Paul Puntigam.

Bereits am Tag zuvor, am 28. April, teilte Wunder via Facebook, einen Link zur Homepage “deutschelobby.com”, die trotz Modernisierung ihrer Sprache in ihrem Antisemitismus dem oben beschriebenen “deutschen Freiheitskampf” um nichts nachsteht – und sich ebenfalls offen zum “Deutschen Reich” bekennt. In dem von Wunder verlinkten Artikel wird u.a. beschrieben wie “die Zionisten […] die Deutschen wirtschaftlich und finanziell vernichten” hätten wollen: “Hitler machte wirtschaftlich genau das Richtige”, heißt es weiter, weil er das “zionistische global-weite Finanzsystem verlassen hat.” Außerdem seien die “Jahre 1933 bin 1939 […] die erfolgreichsten und für die deutsche Seele schönsten Jahre ihrer Geschichte [gewesen] …..das ist bewiesen.” Interessant: Diesen Artikel markierte Josef Paul Puntigam mit “gefällt mir”, pensionierter Bundesheer-Brigadier, Referent von Führungskräfte-Schulungen der FPÖ, Autor in rechtsaußen Publikationen und seit 2009 als “Obmann der Kameradschaft vom Edelweiß” Organisator der geschichtsrevisionistischen sog. “Heldengedenkfeier” in Gniebing/Stmk.

Auch in anderen Artikel der “deutschen Lobby” sind Verschwörungstheorien über eine angebliche “jüdische Weltherrschaft” oder Thesen zu finden, denen zufolge die “Sowjetunion und der ganze Kommunismus und Sozialismus […] von Juden angeführte, finanzierte und verbrecherisch umgesetzte jüdische Schöpfungen” seien. Weiter wird behauptet, “die grössten Verbrechen der Weltgeschichte” seien “von ‘roten Juden’ verübt” worden. Außerdem bietet “deutschlobby.com”  das pseudowissenschaftliche “Rudolf -Gutachten”, das den Holocaust leugnet, zum gratis Download an.

AH - my heart will go on - deutsche lobby

Liebesbekundung zu Adolf Hitler von der “deutschen lobby”

Damit nicht genug: Die  “deutsche Lobby” vertritt offen die Position, dass es sich bei der Waffen-SS lediglich um eine “Eliteeinheit” gehandelt habe, die zu Unrecht ihrer Gräueltaten beschuldigt werde – wobei nicht ausgeschlossen wird, dass es in dieser “Elitetruppe”  vereinzelt “schwarze Schafe” gegeben habe, die “durch ihr Fehlverhalten” die Waffen-SS “in den Dreck” gezogen hätten. Bei so viel Verharmlosung des Nationalsozialismus und Nostalgie darf die Führerverehrung nicht fehlen: “AH–my heart will go on…mein Herz wird immer bei dir sein…” schreibt “deutschelobby.com” unter einen Link zu einem Video mit dem Titel “Adolf Hitler – The Greatest Man of the 20th Century”.

Ein solcher NS-Bezug von Wunder ist kein Novum: So lachte schon am 2. August 2015 eine junge Frau in der Uniform des “Bund deutscher Mädel” von Wunders Facebook-Pinwand und erklärte: “Opa war in Ordnung! Unsere Großväter waren keine Verbrecher!” Am 16. August 2015 behauptete Wunder, die “USA und seine [sic!] zionistischen Teufel” seien “die Brandstifter der Welt” und fragte, “wann wird denen der Gar ausgemacht”. Acht Tage zuvor, am 8.8.2015 wünschte er sich via Facebook die “völlige Vernichtung” der Ukraine, die er als “US-EU-Israel Vasalen” bezeichnete.

wunder-wahrheitsministerium

Wunders antiamerikanische und antisemitische Vernichtungsphantasien

wunder - 2.8.2015 - BDM

Wunder postet am 2.8.2015 auf Facebook “Opa war in Ordnung! Unsere Großväter waren keine Verbrecher!”


Alles zusammen: eine recht einschlägige Sprache für einen, der nicht ins “rechte” oder gar “Nazi-Eck” gestellt werden möchte. Sogar so einschlägig und deutlich, dass wir uns die Dokumentation von Wunders weiteren Postings – etwa zu den Aufmärschen der  rechtsextremen “Europäischen Aktion” – (gegründet vom Holocausleugner Bernhard Schaub), oder das von Wunder verbreitete Video von Gerad Menuhin, in dem er jegliche Kriegsschuld Nazideutschlands leugnet und Hitler als “Lichterscheinung” und Erlöser umschreibt, an dieser Stelle sparen können.

Mit seiner menschenverachtenden Ideologie scheint Wunder jedenfalls bei den “Identitären” gut aufgehoben zu sein. Immerhin war auch Martin Sellner, der gemeinsam mit Patrick Lenart seit 2016 die “Identitären” Österreichs leitet, noch vor wenigen Jahren im Umfeld des Neonazi Gottfried Küssel  anzutreffen. Und Alexander Markovic, der sich gern als Denker der “Identitären” inszeniert, meinte ja kürzlich in einem Interview mit der NZZ, man könne die aktuelle Migrationspolitik mit dem Holocaust “parallelisieren”… mit anderen Worten: Es fügt sich zusammen, was zusammen gehört.

 

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